Der Kreisschützenfest-Sonntag in Essentho begann leider nicht sehr vielversprechend. Nach tagelangem Mistwetter wunderte es niemanden mehr, dass der große Festumzug bereits im Vorfeld durch den Schützenverein Essentho abgesagt wurde. Über diverse Medien – u.a. über Radio Hochstift – wurde die Meldung schnell verbreitet, so dass sich die vielen Schützen sofort Richtung Zeltstadt aufmachen konnten. Nach Ahden (2000) und Helmern (2006) war es erst das dritte Mal, dass ein Festumzug beim Kreisschützenfest wegen des schlechten Wetters abgesagt werden musste.
Die Oberntudorfer ließen sich dadurch natürlich nicht entmutigen. Schnell wurden die Plätze im Zelt eingenommen und so nahmen die Dinge ihren Lauf. In allen Ecken der Zeltstadt spielten Spielmannszüge und Musikkapellen für ausgiebige Ständchen auf, das Bier war kalt und floss in Strömen. Auch die ein oder andere Wacholder-Fanta-Bowle wurde gesichtet. Natürlich ließ es sich unser Spielmannszug nicht nehmen, zusammen mit der Niederntudorfer Blaskapelle für unser Königspaar Michael und Heidi Wessel bei einem tollen Zusammenspiel groß aufzuspielen. Es wurde kräftig getanzt und eine Polonaise schlängelte sich durch die Zeltbereiche.
Der neue Kreisschützenoberst Reinhard Matern bat alle Könige zum – mit großer Spannung erwarteten – Königsschießen anzutreten. Nach 21 Jahren durfte auch Oberntudorf das erste Mal wieder ran. Unser König Michel wurde von einer ganzen Heerschar Schützenbrüdern, Jungschützen und Hofdamen angefeuert. Vor jedem Schuss schrien sich die Leute die Kehlen aus dem Leib. Unterstützt durch unseren Schießmeister Detlef Schmigelski wurde vor jedem Schuss die Lage im Kugelfang analysiert und detailliert besprochen, wohin der nächste Schuss gesetzt werden sollte. Unberechenbar an diesem Tag war der Wind, der mit starken Böen den Vogel sich immer wieder bewegen ließ. Doch Michael ließ sich nicht davon beirren, jeder Schuss wurde systematisch gesetzt und verfehlte niemals sein Ziel. Der Vogel war schon arg gerupft, weniger als der halbe Rumpf hingen noch auf der Stange. Zu diesem Zeitpunkt trat der Niederntudorfer König Martin Papenkordt an das Gewehr. Sein Schuss war wirklich sehr gut, doch der Vogel blieb hängen. Dann war unser König Michael an der Reihe, schoss hervorragend, er setzte dem Rest des Vogels ordentlich zu, jeder Augenblick konnte der Letzte sein. Doch wiederum blieb der Vogel oben.
Michael war schon auf dem Rückweg, als sich 6 Sekunden nach seinem Schuss die Holzreste nicht mehr auf der Stange halten konnten und zu Boden fielen. Nun brachen auf dem Festplatz alle Dämme! Über die Lautsprecher erfolgte die Durchsage „Wir haben einen neuen Kreiskönig“. Unser König Michael Wessel hatte es geschafft und machte sich und seine Frau Heidi mit dem 176. Schuss zum neuen Kreiskönigspaar des Altkreises Büren. Noch mehr Oberntudorfer eilten aus dem Zelt herbei und immer wieder hallte es über den ganzen Festplatz „OOOOberntuudooorf scha la, la la la, lalaaaa!“! Gänsehaut pur!
Der Einmarsch ins Festzelt glich einem Triumphzug. Tausende Schützen und Besucher applaudierten dem neuen Kreiskönigspaar. Es erfolgte die höchst emotionale Proklamation. Kreisoberst Reinhard Matern übergab die Kreiskönigs-Kette an Michael und das Kreisköniginnen-Diadem an Heidi. Es folgte die Standarten-Übergabe und danach gab es im Festzelt wiederrum kein Halten mehr. Zusammen mit dem scheidenden Kreishofstaat aus Essentho wurde sofort Hand in Hand gefeiert.
Die Nachricht vom Michaels Königsschuss verbreitete sich auch in der Heimat in Windeseile. Unsere Freunde von der freiwilligen Feuerwehr machten sich sofort mit dem Lautsprecher-Wagen auf und verkündeten die frohe Botschaft in ganz Oberntudorf. Kurzerhand wurde ein Sonderbus organisiert mit dem natürlich noch ganz viele Oberntudorfer schnell nach Essentho kamen, um mit dem neuen Kreiskönigspaar zu feiern. Zusammen wurde noch einige Stunden das Zelt gerockt, ehe es erst gegen Mitternacht mit dem Bus nach Hause ging.
Am Montagmorgen musste früh aufgestanden werden, denn das neue Kreiskönigspaar wurde natürlich wieder in Essentho erwartet. Wiederum machten sich eine Heerschar Schützen, Jungschützen und Hofdamen auf den Weg zum Ort des Triumphes. Nach der heiligen Messe und dem traditionellen Frühstück mussten Michael und Heidi viele Hände schütteln. Ehemalige Kreiskönigspaare, Stadtoberhäupter, Musikkapellen, Vereinsvorstände und Hofstaate ließen es sich nicht nehmen, dem neuen Kreiskönigspaar ihre Glückwünsche zu überbringen. Um 12:30 Uhr hieß es dann „Feuer frei“ – der DJ drehte die Musik auf und sofort war die Tanzfläche voll mit tanzwütigen Menschen. Der ehemalige und neue Kreishofstaat waren immer wieder auf der Bühne, um mit den tanzenden Menschen abzufeiern. Auch das legendäre
Stage-Diving durfte da nicht fehlen. Auf tausenden Händen wurden Michael, Heidi und Oberst Frank getragen, alles mit den Klängen der Hymne „Ein Hoch auf uns“.
An dieser Stelle möchte sich ganz Oberntudorf sehr herzlich beim Schützenverein Essentho bedanken, insbesondere beim Kreishofstaat. So wie ihr uns aufgenommen habt, so wie wir mit euch feiern durften, das sucht seinesgleichen! Vielen Vielen Dank, Essentho!
Um 18:00 Uhr fuhr dann der Bus Richtung Heimat. Einige Schützen nahmen dieses Angebot an, aber der neue Kreishofstaat und viele Schützen verblieben noch in Essentho. Man sagte sich „Wir sind Kreisschützenfest“ und spätestens dort war allen klar: heute gibt’s nur ein Gas – Vollgas! Zusammen mit dem Kreishofstaat aus Essentho und allen Gästen wurde das Zelt wieder ordentlich gerockt, ehe es weit nach 23 Uhr nach Hause ging, in den Ort des nächsten Kreisschützenfestes im Jahr 2016 – nach Oberntudorf.